Pfarrkirche St. Martin
Eine der ältesten Pfarreien
|
Die Erbacher Pfarrei St. Martin – erstmals 1275 im Konstanzer Zehntbuch urkundlich erwähnt, ist eine der ersten Pfarreien im Umkreis. Als die Kirche baufällig wurde, spendeten die beiden Freifräulein Beata und Viktoria von Ulm – Erbach fast ihr gesamtes Vermögen – 28.000 Gulden - für einen Neubau. 1765 wurde die alte Kirche abgebrochen.
Der hochfürstlich-augsburgische Baumeister Franz Kleinhans begann 1767 mit dem Neubau. In wenigen Monaten erstellte er das Langhaus und dem Chor; noch im selben Jahr wurde der Dachstuhl aufgerichtet. Und bereits zwei Jahre später – 1769 – konnte die mit Kupferblech beschlagene Turmhaube aufgesetzt werden.
Die umlaufenden Gesimse gliedern die einfache Fassade. Der 45,80 m hohe Glockenturm – er ist über zwei quadratischen Geschossen zum Achteck abgeschrägt – ist mit einer überhöhten Welschen Haube phantasievoll bedacht. |
Später Rokoko
Der Innenraum der weiten Hallenkirche überrascht mit prachtvollen späten Rokoko.
Kennzeichnend hierfür sind Finsterwalders Stuckaturen, die in dezenten Farben Bögen, Türen-, Fenster- und Freskenrahmen verzieren.
Häufigste Motive sind aus Palmetten gebildete Kartuschen und Blumengirlanden.
Schwäbische Rokokomalerei
Franz Martin Kuen, ein Hauptmeister schwäbischerRokokomalerei schuf in der Erbacher Kirche einen Höhepunkt seines Spätwerks: 20 Fresken bedecken die Gewölbeflächen des Kirchenraumes.
Mittelpunkt bildet das Deckengemälde im Langhaus mit einem typischen Thema des 18. Jahrhunderts, der Verherrlichung des Rosenkranzfestes.
Das Deckenfresko im Chor zeigt den Tod des Kirchenpatrons St. Martin. Beachtet werden sollte auch das schöne Engelskonzert mit Marienmonogramm über der Orgelempore.
Lebensgroße Figuren
Genügend Zeit sollte sich der Besucher nehmen, um die reiche Innenausstattung auf sich wirken zu lassen.
Zum Beispiel der von Finsterwalder gestaltete Hochaltar aus Stuckmarmor mit den lebensgroßen Figuren des Kirchenpatrons St. Martin und des ehemaligen Bistumsheiligen St. Konrad: über dem Tabernakel eine spätgotische Madonna mit Kind, die dem jüngeren Syrlin zugeschrieben wird; und die ebenfalls von Finsterwalder geschaffene Stuckmarmorkanzel.
Neuer Altar
Am 8. Oktober 2006 bildete die Weihe des neuen Altares den Abschluss und zugleich Höhepunkt einer umfassenden gründlichen Renovation der gesamten Kirche ihres Turmes und neuer Glocken.
Die Kirche stellt sich heute wieder so ursprünglich dar wie vor nahezu 250 Jahren. Ein Kleinod voll ursprünglicher Schönheit des Spätbarock und der Renaissance. Besuch und Aufenthalt sind eine Erlebnis für Augen, Ohren und Herz.
Eine ausführliche Kirchenbeschreibung enthält der neu aufgelegte Kirchenführer im Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg,
www.kunstverlag-fink.de.